Von Tariflöhnen, gesetzlichen Arbeitszeitregelungen und Mitbestimmung hielt er wenig, der neue Inhaber des E-Centers im niederrheinischen Korschenbroich.
Gerhard Handick übernahm das Geschäft von der Edeka Moers (Regiebetrieb) im November 2009 mit 91 MitarbeiterInnen und führte es als privater Kaufmann weiter. Detlef Dahlbeck vom BR der Edeka Neukauf in Moers setzte sich mit seinem Übergangsmandat sogleich für die Wahl eines Betriebsrates ein. Ein Wahlvorstand wurde bestellt, um eine lückenlose Vertretung der Beschäftigten sicherzustellen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Handick schon einen Teil der Belegschaft ausgetauscht. Die Kolleginnen des Wahlvorstandes wurden massiv unter Druck gesetzt, 2 erhielten völlig rechtswidrig die Kündigung.
Die von Gerhard Handick aufgebaute Drohkulisse blieb nicht ohne Wirkung. Zwar nahm er die Kündigungen auf Druck von ver.di zurück, die BR-Wahl fand jedoch erst einmal nicht statt. Sein Wunsch an die Belegschaft: „Geben Sie mir doch erst einmal die Chance, mich als seriöser und guter Arbeitgeber zu beweisen. Sollte ich Sie enttäuschen, dann habe ich einen BR nur verdient“ wurde seitens der Belegschaft erfüllt. Die Beschäftigten distanzierten sich von einer Wahl.
Lange hielt der versprochene Hausfrieden jedoch nicht an, denn er verschlechterte die Arbeitsbedingungen innerhalb kürzester Zeit:
Aushilfen wurde die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und bezahlter Urlaub verweigert,
es gab zahlreiche Verstöße gegen tarifliche und gesetzliche Regelungen, die zu Verunsicherung und Verärgerung führten,
es wurden Zuschläge gestrichen und Arbeitszeiten geändert,
Überwachungskameras wurden installiert
die Kassiererinnen sollten evtl. entstehende Kassendifferenzen aus eigener Tasche begleichen.
Im April 2010 lud ver.di erneut zu einer Versammlung ein. Doch trotz der Vielzahl der Probleme kam nur ein kleiner Teil der Beschäftigten. Dieser war sich jedoch sicher: Wir brauchen einen BR. Ein Wahlvorstand wurde gewählt und die BR Wahl eingeleitet.
Doch jetzt begann der Krieg erst richtig!
Gerhard Handick entließ alle Mitglieder des Wahlvorstandes und erteilte Ihnen obendrein noch Hausverbot.
Mit Hilfe von ver.di zogen die Betroffenen vor das zuständige Arbeitsgericht und der ver.di Bezirk Linker Niederrhein erstattete Strafanzeige wegen Behinderung der BR Wahl. Es folgte eine Flut von gerichtlichen Verfahren über 2 Instanzen.
Die Kolleginnen setzten sich durch, der BR wurde gewählt und versuchte, seine Arbeit aufzunehmen. Dabei musste jede Selbstverständlichkeit, wie z.B. BR- Büro, PC, Telefon gerichtlich erstritten werden.
Der Druck und die Bossingübergriffe auf die 3 betroffenen KollegInnen waren so gravierend, dass der weiteren Belegschaft der Mut fehlte, sich für einen BR auszusprechen. Keiner wollte in eine ähnliche Drucksituation kommen.
Nach Monaten voller Beleidigungen, persönlicher Anfeindungen und Intrigen konnten sie die Situation nicht mehr ertragen.
Kein BR-Mitglied ist heute noch im Unternehmen beschäftigt. Die Belegschaft ist in der Tat rechtlos nach Privatisierung.