Da gab es eine Filiale, die privatisiert werden sollte. Ein E-Center aus Bayern, vergleichbar wie ein gallisches Dorf.
Ein privater Betreiber, der bereits mehrere Niederlassungen in näherer Umgebung besitzt, hatte an dem neueröffnetem Haus Interesse gezeigt.
In meiner Eigenschaft als Fachsekretär für den Handel, habe ich von ver.di Mitgliedern erfahren, dass in einer der Filialen bereits die neuen Baupläne von dem zu privatisierenden Haus öffentlich ausliegen. Daraufhin nahm ich mit dem noch unwissenden Betriebsrat Kontakt auf.
Bei einer Versammlung sagte ich zu den Kolleginnen:“Jetzt wird es für uns ernst:“ Glücklicherweise waren gerade Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel und so wurde alles auf eine Karte gesetzt.
Mit mir als Betreuungssekretär von ver.di, hat sich der Betriebsrat geeinigt, sich an Streikaktionen zu beteiligen.
Erstmals seit Bestehen des alten und neuen E-Centers in dieser Ortschaft, ist es trotz großer Angst vor einem Streik gelungen, alle Mitarbeiterinnen zu begeistern und sich bei dieser Aktion einzubringen.
Im Streiklokal trafen die Beschäftigten auf weitere Kollegen und Kolleginnen aus dem Handel und sie merkten, streiken tut nicht weh und die Angst, die sie hatten, war auch weg. Die Begeisterung der rebellischen Arbeitnehmerinnen war so groß, dass sie sich an zwei weiteren Streiktagen beteiligten.
Der neue Interessent hatte diese Aktionen aus den Medien und aus der örtlichen Presse mit verfolgt und sah, aufgrund dieser Streiks, von seinen Vorhaben, dieses Haus zu übernehmen, erst einmal ab und wollte es auch später nicht mehr haben!
Seine Aussage damals war: „Mit solchen Unberechenbaren und total Durchgeknallten will er nichts zu tun haben!“ Vorerst Glück gehabt.
Bis heute ist diese Filiale nicht nur von einer Privatisierung verschont geblieben, sondern auch von:
neuen Arbeitsverträgen
Niedriglöhnen (hier kann man/ Frau auch von Dumping reden)
12 Tage weniger Urlaub
Streichung von Urlaubs.- und Weihnachtsgeld (Gutscheine für die Einmalzahlungen gibt es bei ihm auch nicht)
Erhöhung der Wochenarbeitszeit ( z. T. 45 Stundenwoche – Überstunden gibt es nicht, das nennt man Betriebsinteresse) ...u.v.m.
Ein Streikslogan aus der Streikversammlung hat sich für die Beschäftigten des E-Centers bewährt:
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, der hat schon verloren.